Rischmann, der „Prophet vom Prudelberge“.

 

„Der Bote aus dem Riesengebirge“; Sonntag, den 25. Dezember 1921

 

H a n s   R i s c h m a n n ,   auch George Richter genannt, soll im Jahre 1590 zu Lomnitz im Kreise Hirschberg geboren worden sein und dort im eigenen Hause gewohnt haben, später eine zeitlang auch in Clausnitz ansässig gewesen sein. Im Jahre 1642 ist er gestorben. Sein Grab soll sich dicht an der Kirchhofsmauer von Lomnitz, wenige Schritte von der Pforte, die in den Pfarrhof führt, befinden. Auf dem Prudelberge bei Stonsdorf ist eine Felsgrotte nach ihm „Rischmannhöhle“ genannt. In jener Grotte soll Rischmann seine „bedeutendsten“ Prophezeiungen von sich gegeben haben. Ein Reisender, der mit einem Freunde von Brieg her nach Stonsdorf im Jahre 1630 kam, erzählt (wiedergegeben ist der Bericht in einer kleinen Schrift „Die Prophezeiungen des Hans Rischmann, berühmter Prophet im schlesischen Riesengebirge.“ Gedruckt bei E. Gruhn in Warmbrunn) u. a.:

 

Vom Berge her hörte man ein eigentümliches Geheul, worauf die Leute schnell auf den Berg bis zu der Steinkluft liefen. Dort lag Rischmann auf dem Rücken, mit bleichem Gesicht, „sein Leib aufgeblasen wie eine Pauke“. Mit starkem Manneston und großem Eifer habe er gesprochen: „Wahrlich, ich der Geist, so von Anno 1617 aus diesem Menschen geredet, sage euch: Es sind vier Tiere auf Erden, so den Acker des Herrn zerstören, zerwühlen und verwüsten. Das erste ist ein Bär, das zweite ein Wolf, das dritte ein wildes Schwein und das vierte die Füchse. Es werden auch von allen vier Orten der Welt, als Morgen, Abend, Mittag und Mitternacht, in Deutschland, Ungarn, Polen, Böhmen und Mähren kommen Türken, Tartaren, Spanier und Franzosen und andere Völker, die Länder ganz und gar zu verwüsten. Betet, liebe Leute, betet.“ Der „Prophet! habe dann mit der Hand über seinem Kopf wilde Bewegungen gemacht und mit großem Geschrei seltsame Worte ausgerufen, wie „rabias, madias, fablias“ - man deutete sich das so, als ob er meinte, mit den Säbeln würden Köpfe abgehauen werden.

 

Nun, es war ja die schwere Zeit des 30jährigen Krieges, in dem ja wirklich aus aller Herren Länder Verwüster nach Deutschland gekommen sind. „Schließlich“, so heißt es aus dem Bericht aus dem 17. Jahrhundert weiter, „richtete sich Rischmann wieder auf, seufzte, zeigte mit der Hand nach dem Himmel, beantwortete aber alle Fragen nur mit Kopfnicken.“

 

Aus dem Jahre 1632 wird von einem ungenannten Hirschberger Bürger eine Prophezeiung berichtet, die Rischmann in Agnetendorf auf dem Kirchhofe gesprochen haben soll: „O Polenland, o Polenland! Du schwarzes Loch, durch dich kommt alles Unheil heraus! Schlesien, du wirst das mit der Zeit zu genießen haben. Du Breslau wirst brauen ein böses Bitterbier, und du Schweidnitz und Jauer, wirst müssen die Hefen (Hesen?) auslaufen dafür.“ . . . So unverständlich die Biersache ist, so seltsam aktuell mutet das polnische Unheil an. Aus einer andern „Prophezeiung“, die am 19. Juli 1633 Rischmann von der Hirschberger Stadtmauer aus an die Volksmenge losgelassen haben soll, seien folgende Merkwürdige Sätze wiedergegeben: „Eine Veränderung unter den Potentaten wird in ganz Europa geschehen. Die Armen werden auf mancherlei Weise, und besonders mit dem Gelde, welches bald fallen, bald steigen wird, gedrückt werden, wodurch viele ein großes Vermögen erlangen.“ Rischmann hat den Zeitpunkt anzugeben vergessen, aber heutzutage ist der „Valutaunterschied“, der grelle, da, und Schieber und anderes Gelichter reiht sich in die Klasse der „neuen Reichen“, die der Prophet in der Zeit des dreißigjährigen Krieges also gekennzeichnet hat.

 

Ganz merkwürdig sind die politischen Prophezeiungen des „Propheten vom Prudelberge“. Eine Probe noch, weil sie am Schluß des Weltkrieges von 1914/18 „eingetroffen“ ist: „Der Kaiser von Rußland wird sein Stück Polen verlieren. Auch der Kaiser von Oesterreich wird sein Stück Polen verlieren!“ Mehrere Male soll Rischmann, auch vor dem Volke in Hirschberg, wiederholt haben: „O Polen, du schwarzes Loch, du wirst Schlesien viel Unruhe machen!“ Da haben wir´s: Oberschlesien! Man denke! Vom Könige von Preußen konnte freilich Rischmann noch nichts prophezeien, weil - es noch keinen König von Preußen gab. Eine von Rischmanns Prophezeiungen aus dem Jahre 1633 „stimmt“: „Es wird traurig aussehen.“ Eine andere stimmt gar nicht: „Es wird ein Rauch aufgehen und da - werden alle Schulden bezahlt werden.“ Vielleicht kommt´s noch!

 

 

Weitere Artikel über Rischmann:

- Hans Rischmann, der Prophet des Prudelberges - Der Wanderer im Riesengebirge 1905, Nr. 268, 2

- Ein Prophet aus dem Riesengebirge - Der Wanderer im Riesengebirge 1918, Nr. 425, 3

- Prophezeiungen im Riesengebirge im 17. Jahrhundert, Der Wanderer im Riesengebirge, Nr. 12, S. 203-207

- Rischmanns Prophezeiungen, Der Wanderer im Riesengebirge, Nr. 12, S. 207-209