Geschichtliche
Nachrichten und Beschreibung von den ältern und neuern
Wappen und Siegeln der Stadt Loewenberg in Schlesien
(Die folgenden Aufzeichnungen
stammen aus der Akte „Nachrichten von altertümlichen Denkwürdigkeiten hiesiger
Stadt wie Dokumente etc. 1822-1884“ des Magistrats Löwenberg, vorhanden im
Staatsarchiv in Hirschberg)
I. Das älteste Wappen der Stadt Loewenberg befindet sich in einem in deren Archiv noch
vorhandenen sehr alten Buche in grünem Siegelwachs abgedruckt, in welches Buch
im Jahre 1341. der damalige Stadtschreiber Conrad nach Verordnung des Raths
mehrere Privilegien und Verordnungen eingetragen, wofür er einen Groschen
erhalten hat. Dieses Wappen besteht aus einer Stadtmauer mit offenem Thor und
zwei …genden Flügeln, über die sich zwei Thürme mit spitzen Kappen, auf denen runde Kugeln ruhen,
erheben, einem Bogen, der auf zwei Säulen ruht, unter welchem ein Löwe mit
aufgehobenem linken Vorderfuße und ein … über den Rücken geschlagenen Schwanze,
der in der Mitte ein Büschel Haare hat, auf der Mauer einhergeht. Ueber diesem Bogen erhebt sich wieder ein Stück Thurm mit einem bedachten Hause, das einige Fenster hat,
auf dem zwei Kugeln angebracht sind, und das Wappen selbst führt die Umschrift:
Sigillum Universitatis livium de Lewenberc. Dieses
Wappen fällt in die Zeit-Periode von 1163 bis 1392, wo Schlesien eigene Herzöge
hatte, und mag wahrscheinlich der Stadt vom Herzog Heinrich I. der von 1301 bis
1346 regierte, ihr sehr hold und günstig war und viele Schenkungen und
Privilegien verliehen hat, gegeben worden sein. Sonstige mit diesem Wappen
versehene Urkunden sind nicht mehr vorhanden, indem bei den großen Bränden und
feindlichen Plünderungen in den Jahren 1385. 1551. 1659. viele derselben zu
Grunde gegangen sind.
II. Im Jahre 1501. am Tage St. Valentini nemlich der König Wladislaus von Ungarn und Böhmen zu Ofen der Stadt Loewenberg durch eine be..dene noch im Archiv befindliche Urkunde ein verbeßertes und vergrößertes Wappen und das Recht, solches
auf unverwährende Zeiten zum Siegel zu gebrauchen und
in rothem Wachs abdrucken zu dürfen. Es führt im
halben Theile im weissen
Schilde drei glatte eckigte Berge, auf welchem ein rother Löwe mit zweifach aufgeworfenen Schwanze und einer
Krone auf dem Haupte klimmt, im andern halben Theile
des Schildes, aber im gelben Felde einen Adler, der mit seinen ausgebreiteten
Flügeln roth, weiß und schwarz schachzagelweise
getheilt ist, rothe Füße
hat und den Schnabel gegen den rothen Flügel gekehrt.
Dieses getheilte Schild deckt ein Helm mit einer roth und weissen Helmdecke
geziert. Auf dem Helme stehen zwei Flügel, der hintere weiß und der vordere
schwarz, mit gelben Seeblättern geschmückt.
Dieses Wappen führt die Stadt seit seiner
Verleihung bis zum heutigen Tage, fortwährend ununterbrochen, daßelbe befindet sich auch in seiner vollen Farben Pracht
in der beschriebenen Art über der Raths-Loge in der
evangelischen Kirche der Stadt Loewenberg und ist in
allen Siegeln der städtischen … welche früher angewendet worden und jetzt
gebraucht worden, unverändert befindlich und beibehalten worden.
Von diesen beiden vorstehend sub I. und II. angegebenen Wappen folgen auf beigeschloßenem Blatte genaue und akkurat gefertigte
Zeichnungen bei, deren Richtigkeit amtlich versichert und verbürgt seind.
III. Was die ältern und neuern Siegel, welche die
Stadt Loewenberg führte und gebraucht, betrift, so sind die noch gegenwärtig vorhandenen sämmtlich auf beiliegendem be..dene
Bogen in roth Siegellach
gehörig abgedruckt. Der Siegel daselbst:
A. sub No. 1. und 2. mit der Umschrift: Sigillum
Civitatis Leobergensis und Sigillum Majus Civitatis Leobergensis, bediente
sich der Rath und resp. der Magistrat seit der Verleihung des vergrößerten
Wappens 1501. bis zur König. Preuß. Besitznahme
Schlesiens 1740. bei seinen amtlichen Verhandlungen und Ausfertigungen.
B. sub No. 3. und 4. mit seinem aufrecht stehenden Löwen und
der Umschrift Praetoris in Lewenberk
und Sigillum Praetoris Leobergensis 1635. bediente sich unter Kaiserl.
österreichischer Landeshoheit der hier befindliche Praetor
oder Erbrichter bei gericht-lichen Ausfertigungen und
Verhandlungen bis in die Zeit der Königl. Preuß. Besitznahme Schlesiens, wo der Praetor
aufhörte und alle gerichtlichen Angelegenheiten zur Verwal-tung
des Raths der Stadt übergingen.
C. sub. No. 5. und 6. mit der Umschrift: Sigillum
regiae civitatis Leobergensis bediente sich der Magistrat seit der Königl. Preuß. Besitznahme
Schlesiens bis zur Einführung der Städte-Ordnung v. 19t. Novbr.
1808. im Jahre 1809. zu allen gerichtlichen und polizei-lichen,
sowie zu jeglichen in Communal-Sachen vorgekommenen
Verhandlungen und wichtigen u. … Ausfertigungen.
D. endlich
sub Nro. 7. und 8. mit der
Umschrift: Magistrat zu Loewenberg bedient sich der
Magistrat seit 1809. wo die Städte-Ordnung eingeführt wurde, bis zum heutigen
Tage unverändert und ununterbrochen bei allen Communal-
und Polizei-Angelegenheiten, Verhandlungen,
Ausfertigungen, und …, und sind im fortwährenden Gebrauche.
Löwenberg
in Schlesien, den 28ten Maerz 1840.
Ehrmann,
Bürgermeister
(die genannten Siegelabdrücke
sind nicht in dieser Akte enthalten!)
Doris Baumert