Glockenabgaben im 1. Weltkrieg

 

Alle nachfolgenden Abschriften stammen aus der Zeitung „Der Bote aus dem Riesengebirge“, Jahrgang 1917

 

 

Nr. 156, Sonntag, 10.06.1917, S. 8:

Friedeberg a. Qu., 8 Juni. Verschiedenes. Wie verlautet, sollen die Glocken der evangelischen Kirche in Kürze für den Krieg geopfert werden. Ob eine Glocke der Kirche wird belassen werden, ist noch nicht bekanntgegeben.

 

 

Nr. 158, Dienstag, 12.06.1917, S. 8:

Greiffenberg, 10. Juni. Glockenabnahme. Nun sollen auch die Glocken unserer altehrwürdigen Kirche zu Nieder-Wiesa mit ihrem herrlichen Geläute dem Vaterlande geopfert werden. Nur die mittlere wird zur weiteren Benützung der Kirchgemeinde belassen. Vor der Abnahme, die schon Ende dieser Woche erfolgt, werden die drei Glocken mittags von 12-1 Uhr zum Abschiede noch einmal geläutet werden.

 

 

Nr. 160, Donnerstag, 14.06.1917, S. 7:

Friedeberg a. Qu., 12. Juni. Verschiedenes. Am nächsten Sonntag rufen die Glocken der hiesigen evang. Kirche das letztemal zum Gottesdienst, da sie dann dem Kriege geopfert werden müssen. Die vier Glocken der hiesigen katholischen Kirche werden auf Grund des Urteils des Provinzial-Konservators vorläufig von der Enteignung und Ablieferung zurückgestellt, desgleichen die größte und die kleinste der drei Glocken der kath. Kirche in Giehren.

 

 

Nr. 160, Donnerstag, 14.06.1917, S. 7:

Liebenthal, 11. Juni. Glockenabnahme. Auch von unserer evang. Kirche werden die beiden Glocken abgenommen. Zum Abschied werden sie am Donnerstag noch einmal geläutet.

 

 

Nr. 161, Freitag, 15.06.1917, S. 7:

Löwenberg, 14. Juni. Glockenabnahme. Die vier Zentner schwere Stundenglocke an der Rathausturmuhr wird abgenommen und für Heereszwecke verwandt. Auch die größeren Glocken der evangelischen und katholischen Kirchen müssen an die Heeresverwaltung abgeliefert werden. Die Glocken der evangelischen Kirche läuteten zum ersten Male zum hundertjährigen Jubelfest der Kirche am 23. November 1848. Die größte Glocke wiegt 47 Zentner 81 Pfund, die zweite 22 Zentner 95 Pfd., die dritte Glocke 12 Zentner 94 Pfund. Außerdem besitzt die Kirche noch eine vierte Glocke im Gewicht von 5 Zentner 57 Pfund, die aber nicht im Gebrauch war, weil sich herausgestellt hatte, daß sie die Harmonie des Geläutes störte. Sämtliche vier Glocken waren von Friedrich Gruhl in Klein-Welka gegossen. Die Glocken werden auf dem Turme zertrümmert und in Stücken herabgeschafft werden.

 

 

Nr. 162, Sonnabend, 16.06.1917, S. 7:

Greiffenberg, 14. Juni. Glockenabschiedsfeier. Heute fand in der Kirche zu Nieder-Wiesa eine erhebende Glockenabschiedsfeier statt.

 

 

Nr. 167, Donnerstag, 21.06.1917, S. 7:

Löwenberg, 19. Juni. Verschiedenes. Die Glocken der hiesigen kath. Kirche läuteten gestern Mittag das letzte Mal. Die beiden größten Glocken werden noch in dieser Woche herabgenommen.

 

Nr. 172, Dienstag, 26.06.1917, S. 7:

Lähn, 24. Juni. Zur Glockenabnahme. Am vorigen Montag abend wurde zum letzten Male mit allen vier Glocken der katholischen Kirche geläutet, da drei von diesen zu Kriegeszwecken abgeliefert werden sollten. Kurz vorher traf jedoch die erfreuliche Nachricht ein, daß die beiden größeren Glocken infolge ihres Kunstwertes von der Beschlagnahme befreit bleiben sollen. Am Dienstag erfolgte nun die Abnahme der beiden kleineren Glocken durch die Vertreter der Firma Draber & Co. in Hirschberg und zwar ohne dieselben zertrümmern zu müssen. Im Hedwigskirchlein in Lehnhaus sind alle drei Glocken wegen Altertumswert zurückgestellt worden. Nach dem Gutachten des Kanonikus Jungnitz-Breslau, der sich um die Entzifferung der Inschriften besonders verdient gemacht hat, ist die große Glocke nächst der im Diözesan-Museum befindlichen Glocke (1300) die älteste in Schlesien.

 

 

Nr. 172, Dienstag, 26.06.1917, S. 7:

Löwenberg, 25. Juni. Glockenbeschlagnahme. Von den vier Glocken der katholischen Pfarrkirche sind vorläufig die kleinste und mittlere von der Beschlagnahme befreit geblieben. Die beiden großen Glocken tragen das Bild Johannes des Täufers und die kleinste das Bild Christus am Kreuze mit Maria und Johannes. Sämtliche vier Glocken sind laut Inschrift bei dem großen Brande, der 1752 die Kirche und die Stadt Löwenberg betroffen hat, vernichtet und 1770 von Siefert in Hirschberg wieder hergestellt bezw. neugegossen worden.

 

 

Nr. 172, Dienstag, 26.06.1917, S. 7:

Kesselsdorf, 24. Juni. Der Glocken-Abschied. Zum letzten Male ertönte gestern das volle Geläut der Glocken auf dem Turm der evangelischen Kirche. In feierlicher Weise erfolgte die Abnahme und der Abtransport der mit Blumen und Girlanden geschmückten Glocken.

 

 

Nr. 172, Dienstag, 26.06.1917, S. 8:

Liebenthal, 24. Juni. Erhaltene Glocken. Ihres Altertums wegen werden die Glocken der Kirche zu Ullersdorf auf Veranlassung des Provinzialkonservators noch erhalten bleiben. Nur die kleinste Glocke soll abgenommen werden.

 

 

Nr. 174, Donnerstag, 28.06.1917, S. 7:

Greiffenberg, 26. Juni. Verschiedenes. Vergangenen Freitag wurden in Ottendorf nach einem Abschiedsgeläut die beiden größten Glocken abgenommen.

 

 

Nr. 174, Donnerstag, 28.06.1917, S. 8:

Friedeberg a. Qu., 26. Juni. Verschiedenes. Nach einem kurzen Scheidegruß erfolgte heute die Abnahme der mittleren und kleineren Glocke vom Turme des Bergkirchleins in Schwerta. Die große Glocke ist wegen ihres Alters (sie stammt aus dem Jahre 1511) freigegeben worden.

 

 

Nr. 176, Sonnabend, 30.06.1917, S. 8:

Langenau, 29. Juni. Glockenabschied. Die beiden größten der drei Glocken der evangelischen Kirche, die erst 1910 auf den neuerbauten Glockenturm aufgezogen worden waren, sind nun auch dem Kriege geopfert worden. Dienstag abend fand nach einstündigem Läuten im Gotteshause eine erhebende Feier statt, wobei der Ortsgeistliche Pastor Peier Abschiedsworte und Wünsche sprach. Die beiden kleineren Glocken auf der katholischen Kirche sind bereits eingezogen worden.

 

 

 

Hirschberger Gnadenkirche:

Nr. 163, Sonntag, 17.06.1917, S. 7:

Glockenabschied. Die Gnadenkirchen-Gemeinde muß nun ebenfalls von ihrer großen Glocke Abschied nehmen. Auch sie muß in den Dienst der Vaterlands-Verteidigung gestellt werden. Montag Abend wird sie zum letzten Male mit den beiden andern (uns einstweilen verbliebenen) Glocken zusammen geläutet werden und ihre Stimme eine Stunde lang, aufhörend mit Sonnenuntergang, ertönen lassen. Dienstag in der Frühe beginnen alsdann die Abnahmearbeiten. Die Glocke ist, nachdem 1907 die alte beim Brande des Thurms geschmolzen war, von der Witwe des Glockengießers Eisert und dem Gesellen Böhmer aus Nürnberg in Hirschberg gegossen worden. Sie hat das ansehnliche Gewicht von 42 Zentner und wird somit der Geschützgießerei reiches Material liefern.

 

 

Nr. 164, Montag, 18.06.1917, S. 3:

Glockenabschiedsfeier. Im Anschluß an das Abschiedsgeläut der Gnadenkirchglocken findet heute Montag Abend eine schlichte Glockenabschiedsfeier in der Gnadenkirche statt. Der Schluß des Geläutes, zugleich Beginn der Feier ist auf ¾ 9 Uhr festgesetzt.

 

- Veröffentlicht in „Löwenberger Heimatgrüße“ Nr. 01/2004, S. 22-23 -