Denkmal der Gräfin Reden

Von H. Schubert, Breslau

 

Bekanntlich ließ Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1856 auf dem Kirchplatze der Pfarrei Wang der Gräfin Reden auf Buchwald eine Marmortafel mit Inschrift errichten. Gewiß ist schon mancher Wanderer an diesem Denkmal vorübergegangen, ohne seine Inschrift eines Blickes zu würdigen; mancher hat sie gelesen, aber wieder - vergessen. Da die hier eingemeißelten Worte aber gleichsam eine kurze Biographie der um das Riesengebirge hochverdienten Frau sind, so dürfte der Abdruck derselben gerechtfertigt sein.

Sie lauten:

„Johanne Juliane Friederike Gräfin von Reden, geborene Freiin von Riedesel zu Eisenbach, Wittwe, seit 1815, des Staatsministers Grafen von Reden, geboren zu Wolfenbüttel den 12. Mai 1774, selig entschlafen zu Buchwald den 14. Mai 1854.

Eine treue und demütige Jüngerin Gottes, ihres Heilandes, treu im Kleinsten, klar und beharrlich im Schwierigsten, immer sich gleich vor Hohen wie vor Niederen, eine Mutter der Armen, eine Zuflucht allen für Rat und Hilfe, war sie eine Stütze des Rettungshauses zu Schreiberhau, eine Pflegerin der Ansiedelung der um das Evangelii willen ausgewanderten Zillerthaler. Im Jahre 1815 stiftete sie mit ihrem Gemahl den Bibel-Verein in Schlesien und stand demselben vor bis an ihr seliges Ende; die Hirschberger Bibel entzog sie argem Vergessen zu neuer Verbreitung, die uralte Kirche Wang in Norwegen, vom Untergange gerettet, wurde, auf ihren Rat hier neu aufgestellt, die Pfarrkirche der Bewohner. Im Jahre 1848, vierundsiebzig Jahre alt, mußte sie eine Zeitlang vor denen fliehen, die ihr für leibliche und geistliche Wohlthat tief verpflichtet waren; sie vergalt ihnen mit doppelter Liebe und hat also viele Herzen gewendet, für Berg und Thal ein scheinendes Licht evangelischen Bekenntnisses.

Der Herr hat ihr alle Verheißungen erfüllt, des Kampfes und der Trübsal für ihn, wie des Sieges und der Seligkeit in ihm, denen gegeben, die ihn lieben.

König Friedrich Wilhelm IV., seit Beginn des Jahrhunderts mit der Freundschaft der Unvergeßlichen beehrt, setzt ihr dies Denkmal in unverwelklicher Liebe, Anerkennung und Dankbarkeit im Jahre 1856.“

 

Der Wanderer im Riesengebirge 1901, Nr. 227, 9 (S. 136-137)