Artikel
aus:
Löwenberger
Anzeiger
100 Jahre
Heimatzeitung 1841-1941, Niederschlesischer Bürger- und Hausfreund
Donnerstag,
den 3. April 1941
Nummer 79,
100. Jahrgang
Unsere
Jubiläumsausgabe
(Vorhanden im Staatsarchiv
Hirschberg, Sign. 6581)
100 Jahre Blücherbüste
Eine Erinnerung an das Blücherfest
1841 in Löwenberg
100 Jahre
sind nunmehr dahingegangen, seit die Blücherbüste auf dem Festplatz im Buchholz
aufgestellt worden ist. König Friedrich Wilhelm IV. hat sie auf Veranlassung
des Grafen von Nostitz, der Blücher bei Ligny das
Leben rettete, der Stadt geschenkt. Der bekannte Bildhauer Rauch schuf die auf
hohem Steinsockel stehende Büste aus karrarischem Marmor.
Im „Bürger-
und Hausfreund“ aus dem Jahre 1841 gab am 28. August der Magistrat der Stadt
Friedeberg folgende Kabinetts-Ordre bekannt:
„Nachdem
Ich durch den General-Leutnant Grafen von Nostitz in Erfahrung gebracht, daß die Bürgerschaft der Stadt Löwenberg und die Gemeinde
Plagwitz alljährlich das Andenken des Tages feiern, an welchem in dem Jahre
1813 unsere siegreichen Waffen den schlesischen Boden völlig von feindlichen
Truppen befreit, so habe Ich als Beweis meiner Theilnahme
und zur würdigen Zierde dieses Festes eine Büste des tapferen Führers jener
schlesischen Armee mit der Bestimmung anfertigen lassen, daß
sie auf dem der Gedächtnisfeier gewidmeten Platz aufgestellt werde.
Berlin, den 20. August 1841
Friedrich
Wilhelm.“
Die Weihe
der Blücherbüste fand gelegentlich des Blücherfestes am 30. August 1841 statt.
Nach dem damaligen Bericht in unserer Heimatzeitung wurde der Morgen des
Festtages den Bewohnern Löwenbergs durch Böllerschüsse verkündet. In der Stadt
herrschte von früh an regstes Leben. Alles war froh
gestimmt.
Gegen 1 Uhr
mittags bewegte sich ein großer Festzug durch die Stadt, der - dem Bericht
zufolge - folgende Gruppenfolge zeigte: 1. Das hier garnisonierende
Invaliden-Detachement mit Musik. 2. Die
Bürgerschützenabteilung Goldberg mit Musik. 3. Das grün uniformierte
Bürger-Schützen-Corps von Löwenberg mit Musik. 4. Das Bürger-Jäger-Corps von
Greiffenberg mit Musik. 5. Eine Abteilung der Bürger von Löwenberg mit Janitscharen-Musik. 6. 12 festlich gekleidete Jünglinge und
12 Jungfrauen mit grünen Kränzen. 7. Magistrat und zahlreiche Ehrengäste,
Beamte, Deputationen usw. 8. Eine zweite Abteilung der Bürger von Löwenberg. 9.
Das grün und blau uniformierte Bürger-Schützen-Corps von Löwenberg.
Unter
Glockengeläut und Begleitung riesiger Menschenmengen bewegte sich der Zug nach
dem Buchholz, wo Aufstellung auf dem Festplatz erfolgte. Zur Eröffnung des
Festaktes wurde „Nun danket alle Gott“ gesungen, worauf Kreis-Superintendent Georgy die Festansprache hielt. Hierauf erfolgte durch zwei
Jungfrauen die Enthüllung der Büste unter Musik, Böllerschüssen und Gewehrsalven.
Jünglinge und Jungfrauen legten Blumenkränze am Fuß des Denkmals nieder,
während die Löwenberger Gesangvereine unter Leitung von Kantor Keuhl Festlieder sangen. Nach dem Bericht weilten am
Festtag 12-15.000 Gäste in Löwenberg. Abends wurden Blücherfestplatz und Anlagen
illuminiert und ein großes Feuerwerk abgebrannt. Auf dem Festplatz herrschte
ungeheurer Rummel.
Auch die
Gemeinde Plagwitz beging das denkwürdige Blücherfest in würdiger Weise. Ein
ansehnlicher Festzug langte zu gleicher Zeit am jenseitigen Boberufer mit Musik
an. Lehrer Bretschneider hielt die Festrede. Gewehrsalven und Gesänge
beschlossen die Feier.
Das war vor
hundert Jahren. Jahr für Jahr ist das traditionelle Blücherfest in Löwenberg begangen
worden bis zum Ausbruch des gegenwärtigen Krieges. Es wird, dessen sind wir gewiß, nach Beendigung des Krieges in irgend
einer zeitgemäßen Form aufs neue wieder aufleben.
Von diesem Denkmal blieb nur der
Kopf erhalten, der aber sehr gelitten hat und kaum wieder zu erkennen ist. Er
befindet sich heute im Museum in Löwenberg (Rathaus) - als Leihgabe des Museums
in Hirschberg.
Doris
Baumert